Rechtsanwältin Petra Schlagenhauf wurde wieder ausgeladen

Als Almuth Berger (82) am Freitag eine Ehrenurkunde und einen Blumenstrauß erhielt, war sie sichtbar gerührt. Überreicht hat der Ausländerbeauftragten der letzten DDR-Regierung und langjährigen Ausländerbeauftragten des Landes Brandenburg ihr beides der Club der ehemaligen Gruppenleiter und Sprachmittler der vietnamesischen Vertragsarbeiter. Sie feierten 45 Jahre des Abkommens über die Entsendung von Vertragsarbeitern aus Vietnam in die DDR 1980. 
Rechtsanwältin Petra Schlagenhauf , Trịnh Xuân Thanh , Nguyễn Hải Long. Festakt 03.10.2025 in Berlin.

Von 90 0000 Vertragsarbeitern, die 1990 in der DDR lebten, kamen 60 000 aus Vietnam.  Sie stopften personelle Engpässe in der Produktion, verrichteten einfache Arbeiten. Nguyen Quoc Hung vom einladenden Club hob hervor, dass sie mit einem Teil ihres Lohnes zum Aufbau Vietnams beitrugen. Denn sie waren verpflichtet, 12 Prozent ihres Bruttoeinkommens als „Hilfe zum Wiederaufbau des Landes“ an den vietnamesischen Staatshaushalt abzuführen. Mosambikanische Vertragsarbeiter, die eine ähnliche Zwangsabgabe leisten mussten, protestieren bis heute dagegen und verlangen eine Rückzahlung dieses Geldes. Anders die Vietnamesen.

Auf das Ende der DDR folgten „die schwierigen Jahre in unserer Geschichte“, wie es Nguyen Quoc Hung vom gastgebenden Club formulierte. Und das vor allem wegen der „Existenzsorgen und der Angst vor Abschiebungen“. Denn der Einigungsvertrag zwischen der DDR und der Bundesrepublik hatte ehemaligen DDR-Vertragsarbeitern nur ein befristetes Bleiberecht für den Zeitraum vorgesehen, für den sie einst einen Vertrag mit der DDR geschlossen hatten, also maximal bis 1994. Danach sollten sie ausreisen. Das taten die meisten. 14 000 blieben und bekamen in den 1990er Jahren immer nur ein auf wenige Wochen oder Monate befristetes Bleiberecht oder eine Duldung. Dass es ab 1997 dann endlich doch ein Bleiberecht für diejenigen gab, die noch hier waren, ihren Lebensunterhalt selbst verdienten und straffrei waren, war einer Bewegung ehemaliger Vertragsarbeiter und deutscher Unterstützer zu verdanken. Viele dieser Unterstützer, die meisten schon im Rentenalter, standen am Freitag neben Almuth Berger auf der Bühne und wurden „für ihr Engagement und ihre Menschlichkeit in dieser schwierigen Zeit“ geehrt. Dazu gehörte beispielsweise der frühere Ausländerbeauftragte der Stadt Rostock, Wolfgang Richter, der 1992 in der Brandnacht in Rostock-Lichtenhagen gemeinsam mit vielen Vietnamesen dem Tod nur entkam, weil er über das Dach aus dem brennenden Haus flüchtete und sich später für eine Bleiberechtsregelung für ehemalige Vertragsarbeiter engagierte.  Oder die langjährige Berliner Abgeordnete Karin Hopfmann der Linken, die den Kampf parlamentarisch begleitete.

Eine, die auch eingeladen wurde, wurde später durch einen Herrn Nguyen (Der Vorname ist nicht bekannt) wieder ausgeladen: Die Berliner Rechtsanwältin Petra Schlagenhauf. Sie hatte auf juristischem Weg für zahlreiche Vietnamesen ein Aufenthaltsrecht erkä,pft. „Ich hatte schon zugesagt und wäre gern gekommen“, sagt sie Thoibao.de. Schlagenhauf ist auch die Rechtsanwältin von Trinh Xuan Thanh. Hat das vielleicht den unbekannten Herrn Nguyen gestört?

Nguyen Xuan Thinh vom botschaftsnahen Bundesverband der Vietnamesen beschrieb die vietnamesische Migration als Erfolgsgeschichte. Dafür nannte er 10 000 vietnamesische Wissenschaftler und 10 000 vietnamesische Unternehmen in Deutschland. Das ist ganz im Sinne der vietnamesischen Staatspropaganda, die im Ausland lebende Vietnamesen entweder als erfolgreiche Wissenschaftler oder als Unternehmer darstellt, die die Politik der Kommunistischen Partei bedingungslos unterstützen. Soziale Problemgruppen wie Auszubildende, die ihre Ausbildung abbrechen müssen und schlimmstenfalls in der Prostitution landen, werden dabei ebenso ausgespart wie die Bootsflüchtlinge, die aus politischen Gründen Vietnam verlassen hatten. Nguyen Xuan Thinh warf eine Karte an die Wand mit vietnamesischen Vereinen im Bundesgebiet. Vereine der Bootsflüchtlinge wie beispielsweise das Vietnam-Zentrum Hannover, wurden da aber nicht berücksichtigt. Das zeigt, wie zerrissen die vietnamesische Community in Deutschland 24 Jahre nach der deutschen Einheit ist.

Marina Mai